Deutschland soll die höchsten Windräder der Welt bekommen: Laut „WELT“ sollen bestehende Parks mit rund doppelt so hohen „Höhenwindanlagen“ überbaut werden und damit gewissermaßen eine zweite Etage von Rotoren über die erste gelegt werden. Im brandenburgischen Schipkau wird bereits im kommenden Jahr die erste von zwei Pilotanlagen in Betrieb gehen.
Der zitierte Artikel preist in schöner Werbemanier die angeblichen Vorteile der Giganten an: Man erwarte einen mehr als doppelt so hohen Ertrag im Vergleich zu einer Windenergieanlage in bisherigen Höhen, außerdem könne durch die starke Windkaft in dieser Höhe künftig nicht nur in Küstenländern sondern auch weit im Binnenland profitabel geerntet werden. Selbst die Anwohner Schipkaus seien begeistert: Schließlich profitiere das Dorf bereits sehr von dem bestehenden Windpark vor Ort mit 59 Anlagen: Unter anderem habe jeder Einwohner der Gemeinde seit 2015 vom Betreiber pro Jahr 80 Euro überwiesen bekommen. [1]
Naturschutzaspekte sind hingegen lediglich eine Randnotiz wert, dabei könnten Fledermäuse, Zug- und Greifvögel es künftig an vielen Stellen mit einer 365 Meter hohen Doppelschicht rotierender Carbonfaser-Flügel zu tun haben. Der Naturschutzbund NABU hatte auf Anfrage der „WELT“ bislang keine Kenntnis der geplanten Höhenwindprojekte, da dürfte also durchaus noch Diskussionsbedarf bestehen.
Gänzlich unerwähnt bleiben berechtigte Überlegungen zum Thema Nutzen/ Risiko: Die wahre Wirtschaftlichkeit wird sich erst in der Praxis bewähren – oder eben nicht. Denn mit der Größe der Anlagen nehmen auch die Risiken zu:
An defekten Windrädern dürften alleine wegen der Beschaffung und des Transports der Ersatzteile und erforderlichen Krans längere Ausfälle zu erwarten sein, von umweltgerechtem Recycling des anfallenden Schrotts gar nicht zu sprechen.
Ein aktuelles Beispiel für massive Probleme im Windgeschäft liefert Siemens Energy: Hohe Ausfallraten und Qualitätsprobleme der Windräder sorgen für Milliardenverluste – nach einer eingehenden Analyse drücken die tiefgreifenden Probleme bei der spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa den Konzern im laufenden Geschäftsjahr mit rund 4,5 Milliarden Euro in die roten Zahlen. [2]
[1] WELT online vom 25.08.23 „Die größten Windräder der Welt stehen bald in Deutschland„
[2] Tagesschau vom 07.08.23 „Windkraft bringt Siemens Energy Milliardenverlust“
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